Meine Freundin Iris Jakobs , angeregt durch Heidis einführende Worte zu diesem Thema, beleuchtet das Coursing von einer etwas anderen Seite. Vielen lieben Dank, dass du mich und die Leser meines Webloggs von deiner Erfahrung profitieren lässt 😉
Iris schickt mir diesen Beitrag zum Thema:
Kleine Geschichte des Coursings
“Windhund” ist der kynologische Gattungsname, der 13 anerkannten Rassen dieser Gruppe. Darüber hinaus umfassen die so genannten Windhunde eine Vielzahl andere bis heute noch nicht anerkannte Rassen. Er leitet sich von der im 19. Jahrhundert allgemein gebräuchlichen Bezeichnung Windspiel für alle Windhundrasse ab, singt doch schon Scott in seinen von Schubert vertonten Gedichten über Landseers Deerhounds „mein Windspiel so knapp in dem Schatten sich legt….“ Auch Ridinger bezeichnet die jagenden Windhunde als „Jagdwinde“ oder „Windspiele“.
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Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als in England die ersten Zuchtbücher entstanden und man daher eine exakte Diffenzierung brauchte, erhielten die Rassen ihre zum Großteil heute noch gültigen Bezeichnungen. Übrigens heißt das Italienisches Windspiel nur im Deutschen so, in England heißt es „Italian Greyhound“ und in Italien schlicht „Piccolo Levriero Italiano“. Windhund ist eine im Grunde recht romantische Bezeichnung, trifft doch „Hetzhunde“ oder noch besser „Sighthounds“ viel eher des Windhundes Kern (dank an Goethe).
Die Bezeichnung Sighthounds macht am klarsten, welche Art Jäger unsere Schmusetiere sind: Augenjäger, die noch schneller sehen als sie dann jagen. Und alle Rassen wurden über Jahrhunderte selektiv auf besondere Hetz- und Sightqualitäten gezüchtet, um mit ihnen in Feld, Wald und Wiese die verschiedensten jagdbaren Tiere zu erlegen. Dies wird heute noch in vielen Ursprungsländern unsere Windhunde betrieben, nicht als Sport, sondern ausschließlich, um Fleisch in den Topf zu bekommen. Alle Windhundrassen hätten ganz sicher nicht bis in unsere Tage überlebt, wenn sie nicht diese höchst wichtige Aufgabe gehabt hätten. Jede Hetzjagd in natürlichem Gelände ist im Grunde ein Coursing.
Das erste als Wettbewerb belegte Coursing wurde 1776 durch den Swaffham Coursing Club für Greyhounds veranstaltet. Es fand in der uns heute noch aus Irland bekannten Form auf einem eingezäunten langovalen Areal mit der typischen hohen Holzwand am Ende, unter der sich die bestens dafür trainierten Feldhasen retten konnten. Wobei es jedoch schon früher Fieldcoursings auf alles was kreucht und fleucht in den herrlichen Hochmoorlandschaften Schottlands und Irlands gab, bei denen auch Deerhounds und Lurcher (Mischlinge aus Greys und Deers) eingesetzt wurden. Diese Fieldcoursings gibt es übrigens noch heute und auch in Nordamerika und Canada, wo auch Coyoten erlegt werden.
Wir jedoch als zivilisierte Mitteleuropäer haben erkannt, daß das Hetzern von Tieren diesen furchtbare Qualen beschert und uns nicht zur Ehre gereicht. Damit wir aber auch heute noch den eingefleischten Talenten und den riesigen Herzen und Lungen der Windhunde gerecht werden, sind wir verpflichtet, ihnen einen Ersatz für das Hetzen anzubieten. Und so hat man das frühere System des Lerncoursens bei uns übernommen und perfektioniert. Denn immer schon wurden Junghunde mit Fell- oder Lederschleppen trainiert (the lure), sei es auf einer Geraden oder über Umlenkrollen, die für die Hunde das Hakenschlagen der Hasen imitierten. Wir haben dafür die Bezeichnung Coursing übernommen, Leiter und oberste Instanz eines Coursings ist traditionell der „Master“ und wir unterscheiden in Tor- und Jagdcoursings. Beim Torcoursing entscheidet völlig objektiv die Schnelligkeit der paarweise jagenden Hunde unter rot und weiß – die übrigens in England immer vom sogenannten Slipper mit dem paarweise angeordneten Slipperhalsband und nie vom Besitzer gestartet werden. Beim Jagdcoursing wird von drei Feldrichtern oft sehr subjektiv das Jagdverhalten und die Jagdintelligenz der beiden Hunde beurteilt.
Lure – Coursings waren über viele Jahre in Europa im Grunde die einzige Möglichkeit, den Windhunden einen artgerechten Ausgleich zu bieten, da es nur ganz wenige Rennbahnen nach englischem Vorbild gab und auf denen herrschte überwiegend der gleiche Profibetrieb wie in England. Coursings konnten schnell und in jedem Gelände ausgesteckt werden, waren von der Anschaffung her billig und auch die früheren Greys konnten durchaus ohne Schaden coursen. Sie waren gerne und viel besuchte Treffen der Windhundfreunde aus ganz Europa und ich hatte noch die Ehre und das Vergnügen, viele der damaligen Windhundler kennen zu lernen und ihre atemberaubenden und auch lustigen Coursinggeschichten zu erfahren. Ich hatte aber auch das große Glück, von Kurt Kleinheinz und anderen der „alten Garde“ ihre ganz besondere Erfahrungen auch in dieser Windhund – Disziplin eingetrichtert zu bekommen: wie man bestimmte Geländeformen ideal ausnützt, was man tunlichst zu vermeiden hat, welche Hindernisse in Frage kommen, wie lange die Start- und Zielgerade sein soll und unendlich Vieles mehr.
Durch die Gründung der Rennvereine nach dem 2. WK entstanden überall in Mitteleuropa und auch in Österreich in der Umgebung von Wien und in Mattighofen/OÖ die ersten Rennbahnen, hin und wieder gab es Rennen auf Traberbahnen. Lange Jahre konnten die Coursings noch durchaus mit den Rennveranstaltungen konkurrieren, mit Zunahme der Rennbahnen und die Bestrebungen, die Rassen immer schneller zu machen, wofür sie ihre Wendigkeit und Robustheit einbüßten, verloren die Coursings leider mehr und mehr an Attraktivität. Dazu kam noch der fragwürdige Ausspruch von „Rennleuten“, daß das Coursing Rennhunde für die Bahn „verdürbe“, was natürlich ein Quatsch ist, aber doch auf fruchtbares geistiges Brachland fiel.
Heute erleben wir zu meiner allergrößten Freude wieder eine Renaissance der Coursings, es gibt neben den traditionellen auch große internationale Bewerbe und steht nur zu hoffen, daß die Begeisterung für diese herrliche Sportart noch viele in ihren Bann zieht!